Erstes Blut

 

Trompeten erschollen.

Die Bogenschützen von Armengar sahen herab auf das Heer, das dort unten bereitstand, die Stadt zu erstürmen. Sechs Tage lang hatten sie auf den Angriff gewartet, und nun brach er los. Wieder gab einer der Goblintrompeter das Signal zur Attacke, das auf der ganzen Front von anderen Hörnern beantwortet wurde. Trommeln schlugen, und das Heer hatte seine Aufstellung zur Attacke eingenommen. Die Angreifer rückten vor - eine lebende Welle, die sich an den Mauern der Stadt brechen würde. Zuerst kamen sie nur langsam, dann, als die ersten Reihen zu rennen begannen, drängte das Heer vorwärts. Guy hob die Hand und gab das Zeichen, damit die Katapulte ihre tödlichen Geschosse auf die Feinde jenseits der Mauern schleuderten. Steine gingen im hohen Bogen auf die Angreifer nieder. Goblins sprangen über die Leichen ihrer gefallenen Kameraden. Seit der Dämmerung war dies der dritte Vorstoß gegen die Stadt. Der erste Angriff war bereits zum Stillstand gekommen, ehe der Gegner überhaupt die Nähe der Mauern erreicht hatte. Im zweiten waren die Angreifer immerhin bis zum Wassergraben vorgedrungen, ehe sich die Schlachtordnung aufgelöst hatte und die Soldaten davongerannt waren.

Sie stürmten vorwärts und kamen in die Reichweite der Bogenschützen. Guy gab den Befehl zum Schießen. Ein Hagel von Pfeilen regnete auf die Goblins und Moredhel nieder. Hunderte fielen, manche tot, manche nur verletzt, doch alle wurden unter den Stiefeln der Nachdrängenden zertrampelt.

Immer weiter drangen sie nach vorn. Befehle wurden gegeben, und Sturmleitern wurden auf schweren Plattformen aufgerichtet, die über den Wassergraben geworfen worden waren. Doch die Leitern waren kaum aufgerichtet, da wurden sie mit langen Stangen bereits wieder umgestoßen. Wieder und wieder unternahmen die Goblins den aussichtslosen Versuch, die Leitern hinaufzuklettern, während von oben Tod auf sie niederprasselte. Guy gab ein Signal, und aus Eimern und großen Kellen wurde siedendes Öl auf die Angreifer gegossen. Der Regen von Steinen, Pfeilen, Öl und Flammen war zu stark, als daß ihn die Anstürmenden überleben konnten. Schon nach wenigen Minuten erschollen hinter den Angriffslinien Trompetensignale, und die Truppen von Murmandamus zogen sich vollständig zurück. Guy befahl, das Feuer einzustellen.

Er sah hinab auf die Berge von Körpern vor der Stadt; Hunderte von Toten und Verletzten. Er wandte sich an Amos und Arutha und sagte: »Ihr Kommandant hat keine Phantasie. Er vergeudet Leben.«

Amos zeigte auf die Spitze eines kleinen Hügels, wo sich eine Kompanie von Moredhel niedergelassen und den Angriff beobachtet hatte. »Er läßt aber unsere Bogenschützen zählen.«

Guy fluchte. »Wie konnte mir dieser Fehler unterlaufen? Ich habe sie überhaupt nicht gesehen.«

Arutha sagte: »Ihr habt schon seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen. Ihr müßt müde sein.«

Guy sagte: »Und ich bin auch nicht mehr der jüngste.«

Amos lachte. »Der wart Ihr nie.«

Armand de Sevigny trat zu ihnen und berichtete: »Im Moment gibt es nirgends irgendwelche Angriffsaktivitäten, und die Schanzen an der Rückseite der Felshänge melden, daß hinter uns auch nichts Bemerkenswertes vor sich geht.«

Guy starrte in die untergehende Sonne. »Für heute sind wir sicherlich mit ihnen fertig. Gebt Befehl zur Ablösung der Truppen und sorgt dafür, daß sie etwas zu essen bekommen. Nur einer von fünfen soll als Wache oben bleiben. Wir sind alle müde.«

Guy ging die Mauer entlang zu der Treppe, die nach unten führte, und die anderen folgten ihm. Jimmy und Locklear kamen die Treppe heraufgerannt; sie trugen lederne Harnische. Arutha sagte: »Übernehmt ihr die erste Wache?«

»Ja«, erwiderte Jimmy. »Wir haben mit zwei Burschen getauscht, die wir kennengelernt haben.«

Locklear sagte: »Die Mädchen haben auch die erste Wache.«

Arutha wuschelte dem grinsenden Locklear durchs wilde Haar und schob ihn Jimmy hinterher. Als er unten an der Treppe angekommen war, sagte er: »Wir haben hier einen ausgewachsenen Krieg vor der Tür, und er denkt an Mädchen.«

Amos nickte. »Naja, wir waren auch mal jung, obwohl ich mich daran kaum noch erinnern kann. Trotzdem, das läßt mich an die Zeit denken, als ich durch das untere keshianische Delta gefahren bin, in der Nähe der Drachenlande ...«

Arutha lächelte, während sie sich auf den Weg zur Gemeinschaftsküche machten. Manche Dinge änderten sich nie und Amos' Geschichtenerzählerei gehörte dazu - was Arutha dieses Mal aber ganz willkommen war.

 

Am zweiten Tag griff das Heer der Moredhel und Goblins am Morgen an und wurde ohne Schwierigkeiten zurückgeschlagen. Jedesmal macht es nur einen Vorstoß und zog sich dann wieder zurück. Am späten Nachmittag brachen die Belagerer den Angriff für den Tag ab. Kurz vor Sonnenuntergang hielten Arutha und Guy von der Mauer Ausschau, als Amos auf sie zugerannt kam. »Der Posten auf der Spitze der Zitadelle hat auf der Ebene Bewegungen hinter diesen Kerlen ausgemacht. Es sieht so aus, als wäre der größte Teil von Murmandamus' Truppen im Anmarsch. Sie werden morgen mittag hier eintreffen.«

Guy sah seine beiden Gefährten an. »Sie werden einen ganzen Tag brauchen, um ihre Aufstellung einzunehmen. Damit gewinnen wir zwei weitere Tage. Aber übermorgen, sobald es dämmert, wird er uns mit allem angreifen, was er hat.«

 

Der dritte Tag verstrich langsam, während die Verteidiger zusahen, wie Tausende von Moredhelsoldaten und ihre Verbündeten um die Stadt herum Stellung bezogen. Auch nach Sonnenuntergang kamen weiterhin Soldaten an, wie die langen Reihen der Fackeln zeigten. Die ganze Nacht lang hörten sie den Lärm von marschierenden Soldaten, und Guy, Amos, Arutha und Armand stiegen wiederholt nach oben und beobachteten das Meer der Lagerfeuer auf der Ebene von Armengar.

Doch der vierte Tag kam, und die belagernde Armee richtete sich scheinbar immer noch ein und vertrieb sich die Zeit. Den ganzen Tag über verließen die Verteidiger ihre Posten auf der Mauer nicht und warteten auf einen Angriff. Als die Sonne unterging, meinte Arutha zu Amos: »Glaubt Ihr vielleicht, sie werden diesen Trick der Tsurani anwenden und nachts angreifen, um uns von ihren Mineuren abzulenken?«

Amos schüttelte den Kopf. »So schlau sind sie nicht. Sie wollten Segersens Jungs, weil sie keine Pioniere haben. Wenn sie Mineure hätten, die unter diesen Mauern einen Tunnel graben könnten, würde ich diese Kerle gerne kennenlernen: Die müßten ja Steine fressen können. Nein, sie haben etwas anderes vor, allerdings bestimmt nichts Gutes. Ich habe nur gerade gedacht, seine Majestät, der große Bastard, hat keine Ahnung davon, vor welchen Schwierigkeiten er hier steht. Dieser arrogante Schweinehirt plant, uns in einer einzigen Attacke zu überrennen. Das hat er vor.«

Guy hörte zu, hielt jedoch sein eines gesundes Auge auf die Massen von Soldaten gerichtet, die auf der Ebene lagerten. Endlich sagte er: »Damit gewinnen wir einen weiteren Tag, und Euer Bruder kann den Steinberg womöglich rechtzeitig erreichen, Arutha.« Martin und die anderen waren vor nunmehr zehn Tagen aufgebrochen.

»Das stimmt natürlich«, räumte Amos ein. Schweigend sahen sie zu, wie die Sonne hinter den Bergen verschwand. Sie blieben dort und beobachteten die feindlichen Truppen, bis die Dunkelheit sich vollständig über das Land gesenkt hatte. Schließlich stiegen sie langsam von der Mauer herunter, um zu essen und - wenn möglich - zu ruhen.

 

In der Dämmerung erhob sich unter der belagernden Armee ein lauter Jubel, ein Gemisch aus Schreien, Johlen, Trommelwirbeln und Hornstößen. Doch statt des erwarteten Angriffs teilte sich die vorderste Reihe der Armee, und eine riesige Plattform wurde nach vorn gerollt. Sie wurde von einem Dutzend Riesen gezogen, und die behaarten Kreaturen erledigten diese Arbeit ohne Anstrengung. Auf der Plattform stand ein goldverzierter Thron, auf dem ein Moredhel mit einem kurzen weißen Umhang saß. Hinter ihm stand eine Gestalt, deren Gesichtszüge von einer Kapuze verborgen wurden. Die Plattform bewegte sich ohne Hast auf die Mauer zu.

Guy stützte sich mit den Händen auf die blauen Steine der Mauer und lehnte sich vor, während Arutha mit verschränkten Armen neben ihm stand. Amos hatte die Hände an die Stirn gelegt, um seine Augen vor der aufgehenden Sonne zu schützen. Der Seemann spuckte über die Mauer. »Ich schätze, jetzt lernen wir endlich Ihre Majestät, den königlichen Bastard, persönlich kennen.«

Guy nickte nur. Eine Truppe Unteroffiziere kam herauf und sagte: »Protektor, die feindliche Armee nimmt an allen Seiten der Mauer Aufstellung.«

»Hat es irgendwelche Versuche gegeben, die Bergschanzen zu erreichen?« Guy zeigte auf die Felshänge hinter der Zitadelle.

»Armand berichtet von einigen schwachen Vorstößen auf die Außenposten in den Felsen. Sie scheinen nicht gleichzeitig klettern und kämpfen zu wollen.«

Guy nickte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Feld vor den Mauern zu. Die Plattform kam zum Stillstand, und die Gestalt auf dem Thron erhob sich. Durch irgendeine Art von Magie erfüllte ihre Stimme die Luft und konnte von allen auf der Mauer gehört werden, als wäre sie nur wenige Meter entfernt. »Oh, meine Kinder«, sagte der Moredhel, »hört meine Worte.« Arutha warf Amos und Guy verwunderte Blicke zu, weil Murmandamus so wohlklingend sprach. Seine Stimme hatte die Wärme einer Laute. »Wir teilen das Schicksal der Zukunft. Doch wer sich diesem Schicksal in den Weg stellt, riskiert die völlige Vernichtung. Kommt, kommt. Laßt uns die alten Streitigkeiten begraben.«

Er gab ein Zeichen, und eine Truppe menschlicher Reiter kam heran und stellte sich neben ihm auf. »Hier, könnt ihr sehen? Bei mir befinden sich schon jene von eurer Art, die unser Schicksal verstanden haben. Willkommen sind mir alle, die mir dienen wollen. Mit mir werdet ihr zu ungekannter Größe heranwachsen. Kommt, kommt, wir wollen die Vergangenheit vergessen. Seid ihr doch nicht mehr denn fehlgeleitete Kinder.«

Amos schnaubte. »Mein alter Vater war ja wirklich ein ziemlicher Halunke, aber dieses Gefasel von fehlgeleiteten Kindern ist ja direkt eine Beleidigung.«

»Gesellt euch zu mir, und ich werde jeden willkommen heißen, der mit mir geht.« Seine Worte waren süß, verführerisch, und die oben auf der Mauer wechselten Blicke, in denen unausgesprochene Fragen lagen.

Guy und Arutha sahen sich um, und du Bas-Tyra sagte: »In seiner Stimme liegen Magie und Macht. Selbst meine eigenen Soldaten glauben, daß sie vielleicht nicht kämpfen müssen.«

Amos sagte: »Die Katapulte bereit!«

Arutha trat neben ihn. »Wartet!«

»Worauf?« fragte Guy. »So untergräbt er doch nur die Entschlossenheit meiner Leute.«

»Zeit schinden. Die Zeit ist unser Verbündeter und sein schärfster Gegner.«

Murmandamus schrie: »Doch die, die gegen meinen Willen handeln, die, die sich nicht in unsere Armee einreihen, die, die unserem schicksalhaften Marsch im Wege stehen, die sollen mit allen Mitteln niedergeschlagen werden!«

Jetzt schwang in seiner Stimme eine deutliche Warnung mit, und die auf der Mauer wurden von einem Gefühl der Aussichtslosigkeit ergriffen. »Ich überlasse die Wahl euch!« Er streckte die Arme aus, und sein weißer Umhang fiel herunter und enthüllte einen Körper von unglaublicher Stärke, auf dem das Mal des purpurnen Drachen deutlich sichtbar war. Er trug nur einen weißen Lendenschurz. »Ihr könnt Frieden haben, wenn ihr nur dem Schicksal dient.« Diener liefen herbei und legten ihm rasch seine Rüstung an: Eisenplatten und Beinschienen, Kettenhemd und Leder, ein schwarzer Helm mit den ausgebreiteten Flügeln eines Drachen. Dann verschwanden die Menschen auf den Pferden hinter ihm, und eine Kompanie Schwarzer Kämpfer erschien. Sie ritten nach vorn und nahmen ihre Position neben Murmandamus ein. Murmandamus hob sein Schwert in die Höhe und richtete es auf die Mauer. »Doch widersetzt ihr euch, werdet ihr ausgelöscht. Also wählt!«

Arutha flüsterte Guy etwas ins Ohr. Schließlich schrie der Protektor zurück. »Ich werde niemandem erlauben, die Stadt zu verlassen. Wir müssen einen Volksraad einberufen. Wir werden das heute abend entscheiden.«

Murmandamus hielt inne, als hätte er diese Antwort nicht erwartet. Er wollte weitersprechen, doch der Schlangenpriester hinter ihm unterbrach ihn. Mit einer knappen Geste befahl er dem Priester zu schweigen. Er wandte sich wieder der Mauer zu, und Arutha meinte, ein Lächeln unter dem Visier von Murmandamus' Helm zu erkennen. »Ich werde warten. Beim ersten Tageslicht des morgigen Tages werdet ihr die Tore der Stadt öffnen und herauskommen. Er werdet als heimkehrende Brüder empfangen werden, oh, meine Kinder.« Auf ein Zeichen hin zogen die Riesen die Plattform zurück, und nach wenigen Augenblicken war Murmandamus inmitten seines riesigen Heers verschwunden.

Guy schüttelte den Kopf. »Der Volksraad wird gar nichts unternehmen. Ich werde jeden Dummkopf niederschlagen, der glaubt, von dem, was dieses Ungeheuer gesagt hat, wäre auch nur ein einziges Wort wahr.«

Amos sagte: »Aber wir gewinnen einen weiteren Tag.«

Arutha lehnte sich an die Wand. »Und Martin und die anderen sind auf ihrem Weg zum Steinberg einen Tag weiter.«

Guy sagte nichts mehr und beobachtete nur, wie die morgendliche Sonne höher stieg und sich die Belagerungsarmee in ihr Lager zurückzog. Die Stadt blieb jedoch weiter von der Außenwelt abgeschlossen. Stundenlang sahen der Protektor und seine Kommandanten auf die Ebene hinaus.

 

Um die ganze Mauer herum brannten helle Fackeln. Soldaten hielten unter dem Befehl von Armand de Sevigny an allen Fronten Wache. Die Bevölkerung versammelte sich auf dem großen Marktplatz.

Jimmy und Locklear drängten sich durch die Menge. Sie entdeckten Krista und Bronwynn und gesellten sich zu den Mädchen. Jimmy wollte etwas sagen, doch Krista brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, als Guy, Arutha und Amos das Podest betraten. Mit ihnen kam ein alter Mann in einem braunen Mantel, und das Kleidungsstück sah noch älter aus als sein Träger. Er hielt einen Stab, der über die gesamte Länge mit Schneckenmustern und verschiedenen Runensymbolen verziert war.

»Wer ist das?« fragte Locklear.

»Der Hüter der Gesetze«, flüsterte Bronwynn. »Psst.«

Der alte Mann hob die freie Hand, und die Menge verstummte. »Der Volksraad hat sich versammelt. Hört also das Gesetz. Was gesprochen wird, ist wahr. Was beraten wird, soll Beachtung finden. Und was beschlossen wird, ist der Wille des Volkes.«

Guy hob die Hände über den Kopf. »Ihr habt diese Stadt der Fürsorge meiner Hände überantwortet. Ich bin euer Protektor. Und ich gebe nun folgendes bekannt: Unser Widersacher wartet draußen vor der Stadt und sucht mit wohlklingenden Worten das zu erreichen, was ihm mit Waffengewalt nicht gelingen wird. Wer möchte seine Meinung zu dieser Angelegenheit kundtun?«

Eine Stimme aus der Menge sagte: »Lange Zeit waren die Moredhel unsere erbittertsten Feinde. Was können wir schon von ihnen erwarten?«

Eine andere antwortete: »Dennoch, sollten wir diesen Murmandamus nicht noch einmal anhören? Er redet gut.« Alle Augen wandten sich dem Hüter der Gesetze zu.

Der Hüter der Gesetze schloß die Augen und schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Das Gesetz bestimmt, daß die Moredhel außerhalb der Regeln der Menschen leben. Sie haben kein Bündnis mit den Menschen. Doch im fünfzehnten Jahr hat sich der Protektor Bekinsmaan mit einem Moredhel namens Turanalor, dem Anführer des Dachsclans aus dem Tal von Isbandia, getroffen, und für das Banapisfest wurde eine Waffenruhe vereinbart. Sie währte drei Jahre. Als Turanalor während des neunzehnten Jahres im Weidenwald verschwand, wurde sein Bruder, Ulmslascor, der Anführer des Dachsclans. Er brach die Waffenruhe und tötete alle Bewohner von Dibrias Kraal.« Er schien die mündlichen Überlieferungen abzuwägen, derweil er sie erzählte. »Es ist also nicht ohne Beispiel, daß man den Worten des Moredhel zuhört, doch Vorsicht ist geboten, weil sie verräterisch sind.«

Guy stellte sich neben Arutha. »Diesen Mann habt ihr schon kennengelernt. Es ist Arutha, der Prinz des Königreichs, gegen das ihr einst gekämpft habt. Heute ist er euer Freund. Und er ist ein entfernter Verwandter von mir. Er hatte schon früher mit Murmandamus zu tun. Wollt ihr ihm das Wort im Volksraad erteilen?«

Der Hüter der Gesetze hob fragend die Arme. Zustimmung wurde laut, und der Hüter der Gesetze bedeutete dem Prinzen, daß er sprechen dürfe. Arutha trat vor. »Ich habe bereits früher gegen diesen Günstling des Teufels gekämpft.« In einfachen Worten erzählte er von den Nachtgreifern, von Anitas Verwundung und der Fahrt zum Moraelin. Er erzählte vom Anführer der Moredhel, Murat, der von Baru getötet worden war. Und er erzählte von den Schrecken und dem Unheil, die er gesehen und welche Murmandamus angerichtet hatte.

Als er fertig war, hob Amos die Hand und sagte: »Ich bin krank und verletzt zu euch gekommen. Ihr habt für mich, den Fremden, gesorgt. Und jetzt bin ich einer von euch. Ich möchte euch etwas über diesen Mann hier, Arutha, mitteilen. Ich habe an seiner Seite gelebt, mit ihm gekämpft und ihn als Freund gewonnen. Er ist ohne Falschheit. Er hat ein großzügiges Herz, und er ist ein Mann des Wortes. Was er sagt, ist immer die Wahrheit.«

Guy rief: »Wie lautet also eure Antwort?«

Schwerter wurden in die Luft gereckt und Fackeln hin und her geschwungen, während der Schrei der Menge über den Marktplatz hallte: »Nein!«

Guy wartete ab, bis die Menge ihre Verachtung für Murmandamus heraus gebrüllt hatte. Er stand da, die Hände in schwarzen Handschuhen hoch über seinem Kopf zu Fäusten geballt, derweil der Lärm Tausender Armengaren über ihn hinwegdröhnte. Sein eines Auge strahlte, und sein Gesicht wirkte frisch, als würde das Volk der Stadt seine Müdigkeit und seine Sorgen beiseite fegen. Auf Jimmy machte er den Eindruck eines ganz und gar erneuerten Mannes.

Der Hüter der Gesetze wartete, bis das Getöse nachließ, dann sagte er: »Der Volksraad hat das Gesetz erlassen, das da lautet: kein Bürger wird die Stadt verlassen, um Murmandamus zu dienen. Kein Bürger soll dieses Gesetz verletzen.«

Guy befahl: »Kehrt zurück auf eure Posten. Morgen wird es ernst werden mit der Schlacht.«

Die Menge zerstreute sich langsam, und Jimmy sagte: »Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, wie die Sache ausgehen würde.«

Locklear erwiderte: »Dennoch kann dieser Dunkelelb mit dem Drachenmal wunderbar mit Worten umgehen.«

Bronwynn sagte: »Das ist wahr, doch wir haben schon seit unseren Anfängen in Armengar immer mit den Moredhel gekämpft. Zwischen uns kann es keinen Frieden geben.« Ihr schönes junges Gesicht trug einen ernsten Ausdruck, als sie Locklear ansah. »Wann müßt ihr euch zurückmelden?«

Er sagte: »Jimmy und ich haben erst wieder beim ersten Tageslicht Dienst.«

Sie und Krista wechselten einen Blick und nickten sich zu. Bronwynn nahm Locklear bei der Hand. »Kommt mit.«

»Wohin?«

»Ich kenne ein Haus, wo wir heute nacht bleiben können.« Fest entschlossen zog sie ihn von seinem Freund durch das auseinanderströmende Gedränge fort.

Jimmy sah Krista an. »Er ist nie -«

Sie sagte: »Bronwynn auch nicht. Doch falls sie morgen sterben sollte, will sie zumindest einen Mann gehabt haben.«

Jimmy überlegte einen Moment lang. »Na ja, zumindest hat sie sich einen netten Kerl ausgesucht. Sie werden gut miteinander auskommen.«

Jimmy wollte losgehen, doch Krista hielt ihn mit der Hand zurück. Er blickte sich um, und da stand sie und betrachtete sein Gesicht im Licht der Fackeln. »Ich habe die Freuden des Bettes auch noch nicht kennengelernt«, sagte sie.

Jimmy spürte, wie ihm plötzlich das Blut in den Kopf schoß. Während der ganzen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, war es Jimmy nie gelungen, mit Krista allein zu sein. Die vier waren viel zusammen gewesen und hatten sich auch mit ein wenig lächerlicher Leidenschaft in dunklen Hauseingängen herumgetrieben, doch die Mädchen hatten die Junker immer auf Abstand gehalten. Dauernd hatte er das Gefühl gehabt, alles sei nur ein Spiel. Doch was lag vor ihnen? Jenseits der Mauern zog eine unermeßliche Dunkelheit auf, und das Verlangen, wirklich gelebt zu haben, und sei es für eine Nacht, wurde wach. Schließlich sagte er: »Ich hab schon mal ... aber nur zweimal.«

Sie nahm seine Hand. »Ich kenne auch ein Haus, wo wir hingehen können.« Schweigend führte sie Jimmy davon. Und während er ihr folgte, verspürte er ein neuartiges Gefühl. Er fühlte, wie unausweichlich der Tod war. Und damit kam auch die Angst. Jimmy drückte Kristas Hand fester, während er neben ihr ging.

 

Kuriere liefen an der Mauer entlang und überbrachten Nachrichten. Die armengarische Taktik war einfach. Die Verteidiger warteten ab. Als die Dämmerung anbrach, sahen sie Murmandamus heranreiten. Sein weißes Pferd tänzelte vor seinem versammelten Heer hin und her. Es war deutlich, er wartete auf eine Antwort. Doch die einzige Antwort war Schweigen.

Arutha hatte Guy davon überzeugt, nichts zu unternehmen. Jede Stunde, die sie gewannen, bis der Angriff begann, war eine Stunde, in der die Verstärkung näher rückte. Wenn Murmandamus erwartete, daß sich die Tore öffnen würden oder daß sie ihm trotzig den Kampf ansagten, so wurde er enttäuscht, denn allein der Anblick der schweigenden Reihen armengarischer Verteidiger auf der Mauer begrüßte ihn. Endlich ritt er vorwärts, bis er in der Mitte zwischen seinem Heer und den Mauern stand. Wieder war seine Stimme durch magische Kräfte überall zu hören.

»Oh, meine widerwilligen Kinder, warum zögert ihr? Habt ihr euch nicht beraten? Habt ihr nicht darüber nachgedacht, wie töricht euer Widerstand ist? Was ist also eure Antwort?«

Die Antwort war Schweigen. Guy hatte die Soldaten angewiesen, nicht laut zu sprechen und allenfalls zu flüstern, und jeder, der der Versuchung erlag, spöttische Bemerkungen zu schreien, sollte zurückgehalten werden. Er wollte Murmandamus keinen Grund liefern, den Angriff früher als notwendig zu befehlen. Wieder tänzelte das Pferd herum. »Ich muß es wissen!« kreischte Murmandamus. »Wenn ihr mir nicht geantwortet habt, bis ich zu meinen Reihen zurückgeritten bin, werden Tod und Verderben über euch kommen.«

Guy schlug mit der behandschuhten Faust gegen die Mauer. »Ich will verflucht sein, wenn ich noch weitere fünf Minuten warte. Katapulte!«

Auf sein Zeichen hin gingen die Katapulte los. Ein Hagel von Steinen, so groß wie Melonen, flog im hohen Bogen über ihre Köpfe und kam bei Murmandamus herunter. Der weiße Hengst wurde getroffen und brach blutüberströmt zusammen. Murmandamus rollte sich zur Seite und wurde mehrmals von Steinen getroffen. Auf der Mauer ertönte wilder Jubel.

Doch der erstarb, als Murmandamus wieder auf die Beine kam. Ohne Anzeichen einer Verletzung schritt er auf die Mauern zu, bis er in der Reichweite der Bogenschützen war. »Ihr verschmäht meine Großzügigkeit und Gnade. Ihr unterwerft euch nicht meiner Herrschaft. Dann sollt ihr lernen, was Zerstörung heißt!«

Die Bogenschützen schossen, doch die Pfeile prallten von dem Moredhel ab, als wäre er mit einem Schutzschild umgeben. Er richtete sein Schwert auf die Mauer, und eine seltsame dumpfe Explosion war zu hören, während scharlachrote Feuerstöße aus der Waffe herausschössen. Der erste Stoß schlug auf der Mauerbrüstung ein, und drei Bogenschützen schrieen in Todesangst auf, als ihre Körper in Flammen aufgingen. Andere kauerten sich hinter die Mauer, während Stoß um Stoß einschlug. Sämtliche Verteidiger duckten sich, und so entstand kein weiterer Schaden. Wütend wandte sich Murmandamus seiner Armee zu und kreischte: »Vernichtet sie!«

Guy sah über eine Zinne und beobachtete, wie der Moredhel zur Seite schritt und seine Armee an ihm vorbei auf dem Platz vor der Stadt aufmarschierte. Murmandamus ging zurück zu seiner bereitgestellten Plattform und stand dort wie ein Fels in der Brandung.

Dann befahl Guy, die Kriegsmaschinen in Betrieb zu nehmen, und ein zerstörerischer Regen ging jenseits der Mauer nieder. Die angreifenden Truppen schwankten, doch sie erlangten neue Kraft, als sie die Mauern erreichten. Der Wassergraben war längst mit Schutt zugeworfen worden, und wieder wurden Plattformen über das Wasser geschleudert. Sturmleitern wurden aufgerichtet, und die Angreifer schwärmten nach oben.

Riesen rannten nach vorn und schoben seltsame Kisten, von denen manche zwanzig Fuß breit und zehn Fuß hoch waren. Sie wurden auf Plattformen mit Rädern gerollt, und lange Balken ragten vorn und hinten an den Seiten heraus. Die Kisten polterten über die unebene Fläche und die gefallenen Soldaten. Vor der Mauer wurde ein Mechanismus ausgelöst, und die Balken hoben die Kisten auf die Höhe der Mauerbrüstung. Plötzlich klappten die Vorderseiten der Kisten auf, und Goblins schwärmten heraus und standen mit einem Mal auf den Mauern von Armengar, während von den Belagerungstürmen Strickleitern herabgelassen wurden, die noch mehr Angreifern die Möglichkeit boten, heraufzuklettern. An einem Dutzend Stellen der Mauer wurde diese Taktik wiederholt, und Hunderte von Moredhel, Goblins und Trollen kämpften von Angesicht zu Angesicht gegen die Verteidiger der Stadt.

Arutha wehrte den Schlag eines Goblins ab und durchbohrte die grünhäutige Kreatur mit dem Schwert, die daraufhin schreiend auf die Steine des Hofes hinter der Mauer herabfiel. Anmengarische Kinder rannten mit gezogenen Dolchen los und versicherten sich, daß die Kreatur wirklich tot war. Jeder, der in der Schlacht dienen konnte, beteiligte sich.

Der Prinz von Krondor lief an Amos vorbei, der mit einem Moredhel focht. Jeder hielt das Handgelenk des anderen fest. Arutha schlug dem Moredhel mit dem Heft auf den Kopf und lief weiter die Mauer entlang. Der Dunkelelb stolperte, und Amos faßte ihn am Hals und im Schritt. Er hob ihn an und warf ihn über die Mauer, wo er noch einige andere auf einer Leiter mit in die Tiefe riß. Zusammen mit einem weiteren Verteidiger stieß Amos die Leiter dann von der Mauer weg.

Jimmy und Locklear jagten über die Mauer und teilten, wenn notwendig, Streiche gegen die Angreifer aus, die sie auf ihrem Weg aufzuhalten versuchten. Sie erreichten die Stelle, von der aus Guy seine Befehle erteilte, und Jimmy berichtete: »Sir, Armand läßt mitteilen, daß eine zweite Welle dieser Kisten im Anmarsch ist.«

Guy warf einen Blick auf die Verteidigungsanlage. Die Mauern waren von Angreifern befreit und fast alle Leitern umgestoßen worden. »Stangen und brennendes Öl!« schrie er, und der Befehl wurde an der Mauer entlang weitergegeben.

Als sich die zweite Welle der Kisten vor der Mauer erhob, wurden lange Stangen und Speere angesetzt, damit die Vorderseiten nicht aufgeklappt werden konnten. Bei einigen Kisten schlug dieser Versuch fehl. Doch bei den anderen schleuderten starke Armengaren Ledersäcke mit Öl auf die Seitenwände der Kisten. Das Öl wurde mit brennenden Pfeilen angezündet. Brüllende Angreifer sprangen lieber hinunter in den Tod, als in den Kisten bei lebendigem Leib zu verbrennen.

Die wenigen Gruppen der Moredhel, die es auf die Mauern schafften, wurden rasch zurückgetrieben, und bereits eine Stunde nach dem ersten Angriff wurde vom Schlachtfeld her zum Rückzug geblasen.

Arutha sah sich um und wandte sich an Guy. Der Protektor keuchte, jedoch eher wegen der Anspannung als wegen der Anstrengung des Kampfes. Sein Befehlsstand war hartnäckig verteidigt worden, und er hatte seine Befehle zu beiden Seiten der Mauer ausschicken können. Er erwiderte den Blick des Prinzen. »Wir hatten Glück.« Er rieb sich das Gesicht und fuhr fort: »Hätte der Narr beide Wellen zusammen losgeschickt, hätte er einen Bereich der Mauer einnehmen können, ehe wir überhaupt gewußt hätten, was los ist. Und wir hätten uns in die Straßen zurückziehen müssen.«

Arutha sagte: »Vielleicht, aber Ihr habt hier eine gute Armee, und sie hat tapfer gekämpft.«

Guy klang verärgert. »Ja, meine Leute haben tapfer gekämpft, und sie sind ebenfalls tapfer gestorben. Das Problem besteht eher darin, sie am Leben zu erhalten.«

Er wandte sich an Jimmy und Locklear und einige andere Kuriere und sagte: »Ruft die Offiziere zum vorderen Kommandoposten. In zehn Minuten.« Zu Arutha sagte er: »Ich sähe es gern, wenn Ihr mich begleiten würdet.«

Arutha wusch sich mit frischem Wasser das Blut von den Armen. Ein alter Mann, der einen Karren mit Eimern zog, hatte es ihm gebracht. Arutha antwortete: »Natürlich.«

Sie verließen die Mauer, stiegen die Treppe hinunter und gingen zu einem Haus, das Guy als vorderen Kommandoposten hatte einrichten lassen. Innerhalb von Minuten hatten sich sowohl alle Kommandanten als auch Amos und Armand eingefunden.

Als alle versammelt waren, erklärte Guy: »Zwei Dinge. Erstens, ich weiß nicht, wie viele solcher Angriffe wir sicher zurückschlagen können, oder ob sie überhaupt die Kraft haben, noch einen weiteren zu starten. Wären sie mit ihren verfluchten Kisten etwas schlauer umgegangen, dann müßten wir sie jetzt schon in den Straßen bekämpfen. Vielleicht können wir noch ein Dutzend solcher Versuche abwehren, aber genausogut könnten wir schon nach dem nächsten erledigt sein. Ich möchte, daß sofort mit der Räumung der Stadt begonnen wird. Die ersten beiden Stufen der Räumung sollten bis Mitternacht beendet sein. Pferde und Proviant werden in die Canons gebracht, und die Kinder müssen versorgt werden. Und ich wünsche, daß die beiden letzten Stufen jederzeit auf meinen Befehl hin ausgeführt werden können. Zweitens, sollte mir irgend etwas passieren, so geht der Befehl auf Amos Trask, Armand de Sevigny und Prinz Arutha über.«

Arutha hatte von den armengarischen Kommandanten zumindest ansatzweise Protest erwartet, doch ohne weitere Worte zu verlieren, brachen sie einfach auf, um ihre Befehle auszuführen. Guy unterbrach Arutha, bevor er etwas sagen konnte. »Ihr seid ein besserer Kriegsherr als alle anderen Männer in der Stadt, Arutha. Und falls wir die Stadt aufgeben müssen, werdet Ihr womöglich für den einen oder anderen Teil der Bevölkerung die Verantwortung übernehmen müssen. Ich wollte nur sichergehen, daß Euch dann auch Gehorsam entgegengebracht wird. Auf diese Weise werden Eure Befehle, solange einer der hiesigen Kommandanten bei Euch ist, befolgt werden.«

»Wozu?«

Schon auf dem Weg zur Tür sagte Guy: »Vielleicht schaffen es dann ein paar mehr meines Volkes lebend bis nach Yabon. Kommt mit; nur für den Fall der Fälle solltet Ihr wissen, was wir geplant haben.«

 

Der zweite große Angriff begann, als Guy Arutha gerade die Aufstellung der Einheiten in der Zitadelle zeigte, falls die äußere Stadt aufgegeben werden mußte. Sie eilten zurück zur Mauer, während alte Männer und Frauen Fässer durch die Straßen rollten. Als sie den Hof vor der Stadtmauer erreichten, sah Arutha, wie Dutzende von Fässern an jeder Ecke aufgebaut wurden.

Oben auf der Mauer wurde auf jedem Fußbreit heftig gekämpft. Brennende Kisten schwankten knapp vor der Mauer im Wind, doch keine Kompanie von Moredhel, Goblins oder Trollen hatte die Brustwehr erreicht.

Guy nahm seinen Posten wieder ein, wo Amos gerade den Aufmarsch der Reservekompanien überwachte. Ohne Guys Frage abzuwarten, erklärte Amos: »Sie haben noch einmal zwei Dutzend dieser komischen Kisten herangerollt. Diesmal haben wir zuerst die brennenden Pfeile draufgeschossen und erst dann das Öl hinterhergeworfen, deshalb sind sie nicht so nah an die Mauer herangekommen. Unsere Leute haben ihnen kräftig eingeheizt, und es scheint so, als hätten wir endlich das richtige Mittel gegen die Kisten gefunden. Seiner unheiligen Majestät dem Bastard sind zunächst einmal die Hände gebunden.« Er zeigte auf einen entfernten Hügel, wo Murmandamus auf seinem Thron saß. Man konnte es nur ahnen, doch der Anführer der Moredhel schien mit dem Ausgang des Angriffs nicht sehr zufrieden zu sein. Arutha wünschte sich, er hätte Martins scharfe Augen, weil er kaum erkennen konnte, was Murmandamus tat.

Dann schrie Amos: »Runter! Alle runter!« Arutha duckte sich hinter einer Schießscharte in der Mauer, während Amos' Warnung von anderen weitergegeben wurde. Wieder explodierte scharlachrotes Feuer über ihren Köpfen. Ein zweiter Stoß folgte, dann ein dritter. In der Ferne konnte man Trompetensignale hören, und Arutha wagte einen Blick über die Mauer. Die Armee um sie herum zog sich zurück hinter die eigenen Linien. Guy stand auf und sagte: »Seht nur.«

Unter ihnen lagen überall verbrannte Leichen, die noch von Murmandamus' Feuerstößen qualmten. Amos verschaffte sich einen Überblick über den Schaden und meinte: »Er nimmt die Niederlage nicht ganz so freundlich auf, was?«

Arutha sah sich die Mauer prüfend an. »Er hat seine eigenen Soldaten getötet und unter unseren so gut wie keinen Schaden angerichtet. Was für einen Gegner haben wir da vor uns?«

Amos legte Arutha die Hand auf die Schulter. »Einen der übelsten Sorte. Einen Wahnsinnigen.«

 

Rauch hüllte das Schlachtfeld ein, und die Verteidiger standen kurz vor dem Zusammenbruch, weil es ihnen sowohl an Schlaf als auch an sauberer Luft mangelte. Riesige Haufen von Holz und Buschwerk waren mit Wagen herangefahren und so aufgeschichtet worden, daß sie sich leicht in Brand setzen ließen. Dann hatte man sie angezündet und schwerer schwarzer Qualm war aufgestiegen. Ein neuer Versuch, die Mauer zu stürmen, war unternommen worden: Der Gegner hatte auf Rampen lange Leitern herangebracht. Kompanien von Goblins hatten diese im Laufschritt getragen. Den Verteidigern hatte eine dichte Wand von schwarzem Rauch die Sicht genommen, und plötzlich war eine Leiter direkt vor ihnen aus dem Rauch aufgetaucht. Während sie vergeblich versucht hatten, die befestigten Leitern umzustürzen, waren die Angreifer hinaufgeklettert. Die feindlichen Soldaten hatten vor Mund und Nase in Kräuteröle getränkte Tücher getragen, die den beißenden Qualm gefiltert hatten. An mehreren Stellen war die Mauer erstürmt worden, doch Arutha hatte dort sofort mit Verstärkung bereitgestanden, und die Angreifer waren rasch zurückgeschlagen worden. Guy hatte angeordnet, auf die Feuer unten Naphtha zu schütten. Daraufhin hatte es überall Explosionen gegeben, und die feindlichen Soldaten waren nicht mehr in der Lage gewesen, die von ihnen gelegten Brände zu kontrollieren. Bald war am Fuß der Mauer das reinste Inferno ausgebrochen, und die Männer auf den Leitern waren einen qualvollen Tod in den Flammen gestorben. Schließlich war das Feuer niedergebrannt, und keine der Leitern war noch zu gebrauchen.

Er war später Nachmittag, und die Sonne sank hinter der Zitadelle. Guy winkte Arutha zu sich. »Ich glaube, für heute haben sie genug.«

Arutha meinte: »Ich weiß nicht recht. Seht nur, wie sie sich aufgestellt haben.«

Guy bemerkte, daß sich das feindliche Heer nicht wie nach den vorherigen Angriffen ins Lager zurückgezogen hatte. Vielmehr ordneten sie ihre Angriffsstellungen neu, und die Kommandanten gestikulierten vor ihren Truppen herum und befahlen Reserven in die Lücken. »Sie werden doch wohl nicht bei Nacht angreifen wollen?«

Amos und Armand waren dazugekommen. »Warum nicht?« meinte Amos. »So, wie sie ihre Leute auf uns hetzen, macht es ihnen scheinbar wenig aus, ob sie sich gegenseitig erkennen können. Diesem verrückten Schweinehirten ist es so egal wie das Schwarze unter dem Fingernagel, wer überlebt und wer stirbt. Und wenn es die reinste Schlachterei wird, egal, solange es uns nur zermürbt.«

Armand sah sich auf der Mauer um. Verwundete und Tote wurden zu den Lazaretten in der Stadt gebracht. »Wir haben heute einen Verlust von insgesamt dreihundertzwanzig Soldaten hinnehmen müssen. Vielleicht wird die Zahl noch größer, wenn alle Berichte überprüft worden sind. Das heißt, unsere Truppenstärke beträgt nunmehr ungefähr 6255.«

Guy fluchte. »Selbst wenn Martin und die anderen Steinberg in kürzester Zeit erreichen sollten und genauso schnell wieder zurückkämen, wäre das nicht schnell genug. Und so wie es aussieht, hat unser Freund noch etwas für die Nacht geplant.«

Arutha lehnte sich an die Mauer. »Aber sie scheinen sich nicht auf einen weiteren Angriff vorzubereiten.«

Guy blickte sich zur Zitadelle um. Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden, doch der Himmel war noch immer hell. Von der Mauer aus sahen sie sowohl Banner als auch Fackeln auf der Ebene vor der Stadt. »Offensichtlich warten sie.«

Guy sagte: »Die Truppe kann für heute wegtreten, doch die Leute sollen ihr Essen in der Nähe der Mauer einnehmen.« Er und de Sevigny verließen die anderen, ohne eine Verstärkung der Wachen anzuordnen. Dafür gab es keinen Anlaß.

Arutha blieb mit Amos auf der Mauer. Er hatte ein seltsames Gefühl der Vorahnung, als nahe jetzt die Zeit, in der er seine vorgesehene Rolle in diesem Spiel einnehmen mußte - wie auch immer die aussehen würde. Traf die alte Prophezeiung zu, die ihm bei den Ishapianern in Sarth geweissagt worden war, dann war er der Tod des Bösen, und es würde seine Aufgabe sein, Murmandamus zu besiegen. Er legte das Kinn auf die verschränkten Arme, die auf den kalten Steinen der Mauer ruhten. Amos holte seine Pfeife hervor, stopfte sie mit Tabak und summte dabei ein Seemannslied vor sich hin. Während sie so warteten, verhüllte die Dunkelheit die Armee vor ihnen.

»Locky, nein!« rief Bronwynn und schob den Jungen zur Seite.

Der verwirrte Junker sagte: »Aber wir haben doch dienstfrei.«

Das müde Mädchen erwiderte: »Ich bin den ganzen Tag rumgelaufen und habe Nachrichten hin und her gebracht, genauso wie du. Jetzt fühle ich mich verschwitzt, bin dreckig und völlig verrußt, und du willst dich zu mir legen.«

Locklears Stimme verriet eine Spur Verletztheit. »Doch ... gestern nacht...«

»War gestern nacht«, ergänzte das Mädchen sanft. »Das war etwas, was ich mir gewünscht habe, und ich danke dir dafür. Aber jetzt bin ich müde und verdreckt und nicht in der Stimmung.«

Doch der Junge ließ nicht ab. »Ich danke dir! Hab' ich dir damit vielleicht nur einen Gefallen getan?« Sein verletzter Stolz brach durch, und seine Stimme war von jugendlichen Gefühlen bewegt. »Ich liebe dich, Bronwynn. Wenn das alles hier vorbei ist, mußt du mit mir nach Krondor kommen. Ich werde eines Tages ein reicher Mann sein. Wir können heiraten.«

Halb ungeduldig, halb zärtlich sagte das Mädchen. »Locky, du redest von Dingen, die ich nicht verstehe. Die Freuden des Bettes sind doch keine Verlobung. So, und jetzt will ich mich noch ein bißchen hinlegen, ehe ich wieder zum Dienst muß. Geh. Vielleicht ein anderes Mal.«

Verletzt wich der Junge zurück. Seine Wangen brannten. »Was meinst du mit ›ein anderes Mal‹ ?« Sein Gesicht wurde fast rot, und er schrie: »Du denkst, das wäre so eine Art Spiel, was? Du denkst, ich wäre noch ein kleiner Junge.«

Bronwynn sah ihn traurig an. »Ja, Locky Du bist noch ein kleiner Junge. Und jetzt geh.«

Voller Wut schrie Locklear: »Ich bin überhaupt kein kleiner Junge mehr, Bronwynn! Du wirst schon sehen. Außerdem bist du nicht das einzige Mädchen in Armengar. Ich komme auch ohne dich aus.« Wie ein begossener Pudel verließ er das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Gedemütigt und verärgert rannen ihm die Tränen über die Wangen. Sein Magen krampfte sich zusammen, und sein Herz klopfte. Nie in seinem Leben war er so verwirrt gewesen, und nie hatte er solchen Schmerz kennengelernt. Dann hörte er, wie Bronwynn seinen Namen rief. Er zögerte einen Moment, weil er dachte, das Mädchen wollte sich entschuldigen. Vielleicht wollte sie ihn aber auch nur um einen Gefallen bitten.

Dann schrie sie.

Locklear stieß die Tür auf und sah, wie sich Bronwynn mit der einen Hand die Rippen hielt, während sie in der anderen ihren Dolch hatte. Ihren Arm hinunter über ihre Seite und den Oberschenkel lief Blut. Vor ihr duckte sich ein Bergtroll mit gezogenem Schwert. Locklears Hand flog zu seinem Rapier. »Bronwynn!« Der Troll taumelte, als der Junge auf ihn lossprang, doch obwohl Locklear mit erhobener Waffe näherkam, senkte sich die Klinge des Trolls.

In blinder Wut holte Locklear aus und schlug dem Troll in den Nacken. Die Kreatur taumelte und versuchte sich umzudrehen, doch der Junge rammte ihm das Rapier unter den Arm, wo keine Rüstung den Oberkörper der Kreatur schützte, in die Seite. Der Troll erbebte, sein Schwert fiel ihm aus den tauben Fingern, und er ging zu Boden.

Locklear stach noch einmal zu, dann wandte er sich zu Bronwynn um. Das Mädchen lag in einer Blutlache, und Locklear wußte augenblicklich, daß sie tot war. Tränen liefen ihm über die Wangen, während er sie an sich drückte und ihren Kopf wiegte. »Es tut mir so leid, Bronwynn. Es tut mir so leid, ich muß verrückt gewesen sein«, flüsterte er dem toten Mädchen ins Ohr. »Sei nicht tot. Ich werde immer dein Freund sein. Ich wollte nicht schreien. Verflucht.« Er schaukelte hin und her, und Bronwynns Blut lief über seine Arme. »Verflucht, verflucht, verflucht.«

Locklear schluchzte laut, der Schmerz brannte wie glühendes Eisen in seiner Brust, sein Herz klopfte, und seine Muskeln verkrampften sich. Seine Haut wurde rot, als wollten sich Haß und Zorn einen Weg durch die Poren suchen, seine Augen wurden plötzlich heiß und trocken und die Tränen versiegten.

Schließlich riß ihn der Alarm aus seiner Trauer. Er stand auf und legte das Mädchen vorsichtig auf das Bett, in dem sie die letzte Nacht zusammen verbracht hatten. Dann zog er sein Rapier und öffnete die Tür. Er holte tief Luft, und in ihm gefror plötzlich etwas zu Eis, als wäre ein Gletscher anstelle der brennenden Schmerzen getreten, die ihn noch vor einem Augenblick gequält hatten.

Vor ihm hielt eine Frau ein Kind, während ein Goblin mit erhobenem Schwert auf sie zulief. Locklear schritt gelassen vor, stach dem Goblin das Schwert seitlich in den Hals und drehte es so heftig, daß der Kreatur der Kopf abgetrennt wurde. Locklear sah sich um und entdeckte ein leichtes Schimmern in der Nachtluft. Plötzlich stand ein Moredhelkrieger vor ihm. Ohne zu zögern griff Locklear ihn an. Der Moredhel mußte eine Wunde in der Seite hinnehmen, doch es gelang ihm, sich nicht von dem Jungen töten zu lassen. Dennoch war die Verletzung ernst, und Locklear war ein überdurchschnittlich guter Fechter. Jetzt trug der Junge eine kalte, kontrollierte Wut in sich. Seiner eigenen Sicherheit gegenüber hatte ihn eine Gleichgültigkeit überkommen, die ihn zum fürchterlichsten Gegner machte, ihn jedes Risiko eingehen ließ, denn er scherte sich nicht mehr darum, ob er überleben würde oder nicht. Mit erstaunlicher Heftigkeit trieb er den Moredhel an die Wand des Gebäudes zurück und durchbohrte ihn.

Locklear wirbelte herum und sah sich nach einem neuen Gegner um. Dann entdeckte er eine Gestalt ein paar Häuser die Straße hinunter. Der Junge lief auf den Goblin zu.

Überall in der Stadt tauchten urplötzlich Eindringlinge auf. Nachdem Alarm gegeben worden war, kümmerten sich die Verteidiger um sie, doch einige der Goblins und Moredhel hatten sich zusammengeschlossen und an verschiedenen Stellen in der Stadt festgesetzt. Während die Invasion der mit Magie transportierten Krieger ihren Höhepunkt erreichte, begann die Armee vor der Mauer ihren Angriff. Jetzt bestand die Gefahr, daß zu viele Soldaten von der Mauer abgezogen wurden, um die teleportierten Krieger zu bekämpfen. Womöglich fanden die draußen jetzt eine Stelle in der Befestigung, wo sie durchbrechen konnten.

Guy befahl eine Kompanie als Verstärkung dorthin, wo der Angriff auf die Mauer am heftigsten tobte, und eine weitere hinunter in die Straßen, um in der Stadt zu helfen. Heißes Öl und Pfeile drängten die vor der Mauer rasch zurück, doch immer wieder erschienen neue Gegner in der Stadt. Arutha unterdrückte seine betäubende Müdigkeit und beobachtete den ärgsten Rivalen seines Vaters. Er fragte sich, woher dieser Mann die Kraftreserven zum Durchhalten nahm. Er war viel älter als Arutha, dennoch beneidete er Guy um seine Energie. Und die Schnelligkeit seiner Entscheidungen verriet Arutha, daß Guy immer wußte, wo jede Einheit seiner Aufstellung zu welcher Zeit war. Arutha konnte sich immer noch nicht überwinden, diesen Mann zu mögen, doch er respektierte ihn und, was er sich selbst kaum eingestehen mochte, er bewunderte ihn.

Guy sah hinüber zu dem Hügel in der Ferne, auf dem Murmandamus thronte und seine Armee überblickte. Ein Licht blitzte auf, dann noch eines, und dann ein drittes. Arutha folgte Guys Augen, und nachdem sie die Lichter eine Weile betrachtet hatten, sagte er: »Daher kommen sie?«

»Darauf würde ich wetten. Da stecken bestimmt dieser Hexenkönig und sein Schlangenpriester dahinter.«

Arutha sagte: »Das ist selbst für Martins Bogen zu weit entfernt. Ich schätze, keiner unserer Bogenschützen könnte bis dorthin schießen. Und das schaffen auch die Katapulte nicht.«

»Der Bastard ist einfach außer Reichweite.«

Amos kam die Mauer entlang und berichtete: »Die Dinge scheinen wieder unter Kontrolle zu sein, doch diese Angreifer schießen immer noch hier und da aus dem Erdboden. Ich habe von dreien in der Zitadelle gehört, und einer ist im Wassergraben aufgetaucht und wie ein Stein gesunken, also ... Wo starrt Ihr eigentlich hin?«

Arutha zeigte auf den Hügel, und Amos sah sich die Sache eine Weile an. »Unsere Katapulte können die Stelle nicht erreichen. Verflucht.« Dann verzog der alte Seemann den Mund zu einem breiten Grinsen. »Ich habe eine Idee.«

Guy deutete auf den Hof vor der Mauer, wo plötzlich ein erstaunt dreinschauender Troll erschienen war und von drei Soldaten überwältigt wurde. Doch während er noch starb, tauchte der nächste auf und jagte die Straße hinunter. »Egal. Früher oder später werden sie sich irgendwo zu einer Gruppe zusammenrotten, die groß genug ist, um uns ernstliche Schwierigkeiten zu bereiten.«

Amos eilte in Richtung der Katapultrampe davon. Er erteilte Anweisungen, und kurz danach wurde unter einem großen Kessel Feuer gemacht. Amos warf einen letzten Blick auf die Vorbereitungen und kehrte zurück. Er lehnte sich an die Mauer und sagte: »Kann jeden Moment losgehen.«

»Was?« fragte Guy.

»Der Wind wird drehen. Das macht er immer zur dieser Zeit in der Nacht.«

Arutha schüttelte den Kopf. Er war müde, und mit einem Mal hatte er eine absurde Idee. »Sollen wir näher heransegeln, Käpt'n?«

Abrupt stand ein Troll vor ihnen auf der Brustwehr und blinzelte verwirrt. Guy schlug ihm mit der Rückseite der Hand ins Gesicht und stieß ihn hinunter auf die Pflastersteine. Er landete unten mit einem sehr endgültigen Klatschen. »Scheinbar können sie sich einen oder zwei Augenblicke nicht richtig orientieren, was für uns verflucht von Vorteil ist«, sagte der Protektor. »Sonst hätte der hier deine Beine als Mahlzeit verspeist, Amos.«

Amos steckte den Finger in den Mund und hielt ihn dann in die Luft. »Ah!« rief er. »Katapult! Feuer!«

Die mächtige Kriegsmaschine wurde ausgelöst und schleuderte ihr Geschoß mit solcher Wucht los, als wollte sie einen Satz auf die Mauer machen. Das Geschoß sauste leise durch die Dunkelheit.

Einen Moment lang war keine Wirkung zu sehen, dann hörten sie aus der Ferne Geschrei. Amos stieß ein zufriedenes Freudengeheul aus. Arutha sah einen Augenblick lang hinaus auf die Ebene und bemerkte keine neuen Blitze mehr. »Amos, was habt Ihr gemacht?« fragte Guy.

»Also, Einauge, das war ein Trick, den ich von Euren alten Freunden, den Keshianern gelernt habe. Ich war mal in Durbin, als ein Stamm der Wüstenmenschen einen Aufstand machte und sich entschlossen hatte, die Stadt einzunehmen. Der Generalgouverneur, dieser alte Fuchs Hazara-Khan, sah, wie die Mauern von den niederhagelnden Pfeilen leergefegt wurden, also ließ er heißen Sand hinaufbringen und auf die Schützen schleudern.«

»Heißen Sand?« fragte Arutha.

»Ja, man muß ihn nur erhitzen, bis er rot glüht und ihn dann auf den Gegner schleudern. Der Wind trägt ihn weit hinaus, und falls er sich noch nicht zu sehr abgekühlt hat, brennt er wie Höllenfeuer, wenn er einschlägt. Er kriecht in die Rüstung, unter die Jacke, in die Stiefel, ins Haar, überall hin. Sollte Murmandamus zufällig in diese Richtung geguckt haben, haben wir diesen unfähigen Sohn einer syphillitischen Ratte vielleicht sogar geblendet. Jedenfalls wird er sich das mit diesen Zaubertricks für die nächsten Stunden überlegen.«

Arutha lachte. »Ich glaube, allerdings nur eine Zeitlang.« Amos holte eine Pfeife aus seinem Überrock und dann eine kleine Kerze, die er an einer Fackel anzündete. »Gut, das wäre das.« Seine Stimme klang ernst. »Das wäre das.«

Die drei sahen wieder hinaus in die Dunkelheit und suchten nach Anzeichen für das, was als nächstes kommen würde.